§ 79. Die Fürsten und der Adel.
23
bringen. — Daß aber gerade die selbständige Stellung der Fürsten wiederum von heilsamen Folgen begleitet war und eine Voraussetzung zur Wiedererweckung des nationalen Sinnes wurde, das werden wir in der nächsten Periode sehen.
B. Kulturgeschichtliches aus dem Zeitalter der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges.
§ 79.
Die Fürsten und der Adel.
1. Viele Fürsten wurden im 16. Jahrhundert von der resormatorischen Bewegung mächtig ergriffen (Sachsen, Hessen, Württemberg, Brandenburg ac.). Angeregt durch den Zug der Zeit, befaßten sie sich dann eingehend mit religiösen Fragen und eigneten sich zuweileu eine so umfassende kirchliche Gelehrsamkeit an, wie solche sonst nur bei den Theologen anzutreffen war. Der in ganz Deutschland entbrannte Geisteskampf gab vielfach dem Sinn eine ernste Richtung und veranlaßte gar manche Landesherren, sich mehr und angelegentlicher, als bisher, um Wohl und Wehe der Untertanen zu kümmern. Die meisten zur Reformation übergetretenen Fürsten, aber auch katholische, sorgten für Verbesserung des Gottesdienstes, für gründlichere Unterweisung der Jugend, für Vermehrung der Schulen und erwarben sich somit Verdienste um die Bildung und Gesittung des Volkes. Es gab freilich auch solche, welche sich durch die religiöse Bewegung in ihrem heiteren Lebensgenuß nicht stören ließen und die in gewissenloser Weise die aus der Einziehung geistlicher Güter erhaltenen Summen zur Füllung der eigenen Kassen und zur Deckung der Ausgaben benützten, welche ihnen ans der Veranstaltung prunkvoller Feste und üppiger Schmausereien erwuchsen. — Allmählich wurde es üblich, Bücher- und Kunstsammlungen anzulegen (Rudolf Ii.). Verschiedene Fürsten kauften Gemälde Albrecht Dürers, Holzschnitte, Kupferstiche, alte Münzen, Waffen, Arbeiten der Goldschmiede von Nürnberg (Herzog Albrecht V. von Bayern legte den Grund zu einer Gemäldegalerie, begründete die Münchener Staatsbibliothek und errichtete ein Gymnasium). — Das Familienleben war in den besseren fürstlichen Häusern ein inniges und verlies nach deutscher Art in einfacher Weise. Die Fürstin war noch in Wahrheit die Hausfrau ihres Hofes, beaufsichtigte die Küche und erschien manch-
Die Fürsten im Reformationszeitalter.
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_Ii Rudolf Albrecht_Dürers Albrecht Nürnberg Albrecht_V._von_Bayern Albrecht_V.
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen Württemberg Brandenburg Deutschland
92 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution.
a. Kirchliche Reformen.
b. Staatliche Reformen.
führen, deren Verwirklichung er für seine Erbstaaten mit großem Eifer und überstürzender Hast anstrebte. Die Reformen zerfallen in solche, die sich auf das kirchliche und in solche, die sich auf das staatliche Gebiet beziehen.
Kirchliche Reformen. Joseph Ii. suchte das Band zu lockern, welches den österreichischen Klerus an den Papst knüpfte, und wollte das kirchliche Leben vor allzu großer Beeinflussung durch römischen Geist bewahren. Zu diesem Zwecke verpflichtete er die Bischöfe durch einen Eid zur Beobachtung der Landesgesetze, ordnete er an, daß die päpstlichen Erlasse nur mit Genehmigung seitens des Landesherrn in den Kirchen bekannt gegeben werden durften, stellte er die geistlichen Orden unter Aufsicht der Bischöfe und verbot ihnen den Verkehr mit auswärtigen Oberen, hob er etwa 700 Klöster auf (J/8 aller vorhandenen und zwar diejenigen, welche nur der Beschaulichkeit dienten, weder Schule hielten, noch predigten und den Beichtstuhl versahen, noch Kranke pflegten, noch wissenschaftlich Hervorragendes leisteten) und verwendete deren Vermögen zur Gründung von Pfarreien, Schulen, und Wohltätigkeitsanstalten: Tanbstummeninstitnt, Findelhaus, Irren-, Waisen- und Krankenhäusern. Die größte Bedeutung erlangte das im Jahre 1781 erlassene Toleranzedikt, welches den beiden protestantischen Konfessionen und den Anhängern der griechischen Kirche die Privatausübung ihrer Religion in einfachen Bethäusern und bürgerliche Gleichberechtigung mit den Katholiken einräumte. Alle diese in das kirchliche Leben ties einschneidenden Neuerungen erweckten, da sie mit rücksichtsloser Energie, ohne Schonung der herrschenden Vorurteile und der Neigungen des Volkes durchgeführt wurden, den Unwillen der Geistlichkeit und der großen Menge und riefen eine heftige Opposition hervor; aber der Kaiser ließ sich uicht einschüchtern. Wirkungslos waren auch die Versuche, welche der Papst Pius Vi. machte, um Joseph zur Zurücknahme der vollzogenen Maßregeln zu veranlassen. Der Monarch empfing den Papst, der, um durch seinen persönlichen Eindruck den Reformator umzustimmen, selber nach Wien gereist war, mit geziemender Ehrfurcht, blieb aber unbeugsam und ließ sich durch keine Vorstellung zu irgend einem Entgegenkommen bewegen (1782).
Staatliche Reformen. Wie auf kirchlichem Gebiet, so suchte Joseph Ii. mit gleicher Lebhaftigkeit auch in deu bürgerlichen Einrichtungen Neuerungen durchzuführen. Eine seiner ersten Anordnungen, die er in dieser Richtung traf, bezog sich aus die Verhältnisse des Bauernstandes. Indern er die gedrückte Lage desselben als eine Ungerechtigkeit ansah, hob er die Leibeigenschaft aus und beschränkte das Strasrecht der Grundherren auf ein geringes Maß. (Eine gewisse Gutsuntertänigkeit blieb bestehen.) Im Hinblick darauf sagte
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Joseph Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Französischen_Revolution Wien
§ 99. Österreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. 89
tugendreiches, für das Wohl der Untertanen schlagendes Herz. Die Zeit nach dem großen Kriege bis zu ihrem Tode widmete sie den Werken des Friedens. Die Finanzverhältnisse waren zerrüttet. Um die Staatseinnahmen zu erhöhen, übte sie Sparsamkeit in der Hofhaltung, begünstigte Ackerbau und das Fabrikwefen (Tuchmacherei, Glasindustrie, Seidenweberei), führte verschiedene indirekte Steuern «Tabakmonopol) ein, hob sie endlich durch eine allgemeine Grundsteuer die Steuerprivilegien der Geistlichkeit und des Adels auf. Mit nicht geringem Eifer nahm sie sich des bedrückten Bauernstandes au, indem sie ihn von manchen mittelalterlichen Lasten befreite (Milderung des Loses der Leibeigenen) und dahiu zu wirken suchte, daß der Bauer die vou ihm bewirtschafteten Güter allmählich als Eigentum erhalte. Zur Verbesserung der Rechtspflege erfolgte nach dem Vorgänge Friedrichs Ii. die Abschaffung der Folter. Ein Anliegen war der Regentin auch die Erhöhung der allgemeinen Volksbildung. In den darauf gerichteten Bemühungen unterstützte sie der Abt Felbiger, ein trefflicher Schulmann, den sie aus Schlesien nach Wien berufen und dem sie die Organisation und Leitung des österreichischen Schulwesens übertragen hatte. Die im Unterrichtswesen durchgeführten Reformen, durch welche Maria Theresia die Gründerin der österreichischen Volksschule geworden ist, trugen dazu bei, daß deutsche Sprache und deutsche Kultur in den halb-slavischen Ländern der Habsburgischen Monarchie verbreitet wurden. Die Regentin war eine fromme, überzeugte Katholikin und sah in jeder Toleranz gegen Andersdenkende den Ausfluß des Jndifferentismns; dessenungeachtet aber übte sie der Kirche gegenüber das Auffichtsrecht der Kroue aus, machte den Kirchenbann von ihrer Erlaubnis abhängig und beschränkte die Zahl der Klöster und Feiertage. Alle ihre Neuerungen führte sie mit Besonnenheit und kluger Schonung des Bestehenden durch. Sowohl ihrem Gemahl, dem Kaiser Franz I. <1745—1765), als auch ihrem Sohn Joseph Ii. räumte sie die Mitregieruug in Österreich ein, gestattete aber keinem von beiden einen maßgebenden Einfluß auf die Verwaltung. Maria Theresia starb 1780. Das ganze Volk trauerte und Friedrich der Große schrieb an d'alembert: „Ich habe mit ihr Krieg geführt, bin aber nie ihr Feind gewesen". Sie hinterließ ihrem Sohne Joseph einen neu gekräftigten, wohlgeordneten Staat.
1). Joseph Ii. 1765—1790.
2. Joseph Ii. wurde 1765 Deutscher Kaiser und uach dem Tode seiner Mutter Alleinherrscher in den österreichischen Ländern. Er war ein hochbegabter, freidenkender, bildnngsdnrstiger Fürst, der die Feld-Herrn- und Regeuteugröße Friedrichs Ii. bewunderte und den feurigen
Persönlichkeit
Josephs.
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I. Joseph_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_der_Große Friedrich Joseph Joseph_Ii Joseph_Ii Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Wien Habsburgischen Friedrichs Josephs
148
Arden (154o), dessen eigentliche Organisation erst vor»
den folgenden Ordensgeneralen, einen Lainez, Favier,
Aquavtva a. f. w. herrührte. Da die Mönchsorden
sehr an Achtung verloren hatten, mußte dieser Orden
auch sich mehr der Zeit anschmiegen; eine anständige
äußere Tracht, eine Bekanntschaft mit dem guten Tone
der Gesellschaft, Gelehrsamkeit und Bildung mußten
ihm den Zugang zu den Höfen und zu den einfluß-
reichsten Stellen verschaffen. Vor allem suchten sie
die Beichtvaterstellen bei Fürsten und Ministern zu er-
halten, und die Erziehung des Volkes in ihre Hände
zu bekommen. Eine langjährige Prüfung der Novizen
(die dann erst zu den Graden der Scholastiker, Coad-
jutoren, Professen, Rectoren, Provinzialen, beför-
dert wurden, wenn man ihrer Brauchbarkeit ganz
sicher war) gab ihnen den großen Vortheil, jedes Mit-
glied nur zu dem, wozu er am geeignetsten war, an-
zuwenden, so daß die Vater des Ordens bald Missio-
näre, Prediger und Beichtväter, bald Minister, Pro-
fessoren, Ketzer-Bekehrer, auch wohl Kaufleute, mit
einem Worte eben alles waren, was sie sein sollten.
Eine höchst gefällige Moral, die allenfalls auch Königs-
mord entschuldigt hätte, wenn er nur zur Ehre und
Vortheil der alleinseeligmachenden Kirche zu geschehen
schiene, machte sie besonders als Beichtväter beliebt.
Der General des Ordens hatte stets seinen Sitz zu
Rom, und an ihn liefen und aus allen Theilen der
Welt (jährlich oft 6 —7000) Berichte der Ordens-
brüder ein, so daß er besser als der Papst selbst un-
terrichtet, alles mit seinem Assistenten von Rom aus
leiten konnte. Auch gab es Mitglieder ohne Ordens-
kleidung. wo die Erkennung gefährlich gewesen wäre.
Kein Orden war so vortrefflich eingerichtet, und hat
so klug und umfassend gewi-rkt; denn vorbei war in
den Ländern, wo er seine Collégien (nicht Klöster) er-
richten durfte, das Reformiren. Nur in Einem hatte
sich der Orden verrechnet. Während die geistige Welt
selbst fortschritt, mußte er, um im Kampfe gegen
die Vernunft conséquent zu sein, nothwendig zurück-
bleiben, und dadurch sich allmählig überleben. Sö
sank §r endlich in der Meinung, gab Blößen mancher
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Hab es dach wenige, die es zu übersehen vermerken.
Dabei wurdeu die Geistlichen durch Vermächtnisse,
Schenkungen, und dadurch, daß der Besitz in der tob-
ten Hand nicht theilbar oder vererblich war, sondern
nur vermehrt werden konnte, immer.reicher (aber frei-
lich nicht in gleichem Maaße -frömmer). Die Mönche
bekamen im Üteu Jahrhundert von Benedict von Nursia,
eine sogenannte Regel, (Benedictiner) nach welcher sie
Zusammenleben mußten; und eben ihre Abgeschlossenheit
von der Writ/ihre Ehelosigkeit, verliehen ihnen groß-
ßes Ansehen, so wie sie auch damals noch um Urbar-
machung großer Länderstrechen, und selbst um die Wis-
senschaften und Künste unverkennbare Verdienste hatten.
Die Patriarchen von Rom, denen Noms Weltherrschaft
noch im Gedachlniß war, hatten schon seit der Verle-
gung des Kaisersitzes sich immer unabhängiger zu machen
gesucht, und wenn sie sich seit Gregor den^ Großen
5y5 auch Knecht der Knechte Gottes nannten, so such-
ten sie sich doch das höchste kirchliche Ansehen zu ver-
schaffen. Vorzüglich unterstützte sie dabei ihre Freund-
schaft mit den fränkischen Majprdomrn, die sie gegen
die Langobarden unterstützten, und ihnen bedeutende
Gebiete Italiens schenkten, wodurch sie die erste welt-
liche Macht erhielten, und um diese Zeit .auch dey
Namen oder Papst annahmen. Auch daß Pipin
zur bessern Gründung seiner Königswürde, bei dem
Papste angrsragt hatte, und von diesem nachher gesalbt
worden war, wurde von den Päpsten bald zu neuen
Ansprüchen benutzt. Aber die eigentliche Ausbildung der
Kirchen Herrschaft oder H i e r a r ch i e gehört erst der fol-
genden Zeit an.
Neben der Hierarchie zieht sich aber auch als zwei-
ter Hebel des ganzen Mittelalters das sogenannte
Lehn wesen (Feudalsystem) hin. Aus freiwilligem An-
schließen an mächtige und tapfere -Männer zu kriegeri-
schen Unternehmungen (den sogenannten Gefolgen oder
Gesellenschaften), wofür Waffeü und ein Theil der
Beute zum Ersatz gegeben wurden, entstand bald bei
Eroberungen ganzer Länder, ein Verleihen von Lände-
reien, außer dem allgemeinen Ervberungsantheil, an
diejenigen, welche die Anführer noch durch engere
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Benedict_von_Nursia Gregor_den^ Gregor
99
oder Grafschaft Darcellona) den Arabern abgenommen
(776); dann den Baternherzog Tassilo !l. abgesetzt,
und Baiern zur fränkischen Provinz gemacht (788).
Damit hing wiederum die Bekriegung der Avaren, ö>i-
lich von Batern zusammen, denen ein großes Stück
Landes als eine östliche Mark (Ostarrichi, Oestreich)
abgenommen wurde. Nicht minder fühlten die Sla,
ven im Meklenburgischen und in Böhmen, so wie
die Normanner im heutigen Dänemark sein kräftiges
Schwert; so daß man die Eider im Norden, die Tiber
im Süden, der Ebro im Westen, und die Theiß, Elb«
und Oder im Osten, dre Gränzen seines gewaltigen
Reiches wurden. Dazu kam, daß rhm, als er eben 800
zu Nom war, Papst Leo Hi. plötzlich die Kaiserkrone
Roms aussetzte, und das römische Volk ihn als Augu«
ftus Karl, Kaiser von Rom, jubelnd begrüßte. So wurde
der alte Katsertttel nach 324 Jahren in Nom wieder er-
neuert, und von neuem der Begriff der Herrschaft über die
Erde daran geknüpft. Wenn auch Karl wohl nicht an
diese dachte, so lag es doch wahrscheinlich in seinem Plane,
alle Völker germanischen Stammes unter seinem Scepter
wieder zu vereinigen, und sie durch gleiche Religion und
Sitte, gleiche Verfassung, Verwaltung und Sprache
unter einander zu verschmelzen. Ein Niesenplan, der
zum Glück für Europa nicht vollendet wurde, da sich
sonst der Geist und das Wesen der einzelnen Völker
nicht mehr hätte eigenthümlich entwickeln können. Jn-
deß sorgte Karl überall für Verbreitung des Christen-
thums, gab selbst eine Menge der heilsamsten Gesetze
(Capttularien), sorgte für Predigtbücher, bessern Ge-
sang in den Kirchen, da besonders feine Franken eher
gebrüllt als gesungen haben sollen (Orgelspieler und
Sänger ließ er aus Italien kommen), sorgte für Aus-
bildung der deutschen Sprache, zu welchem Zweck er
selbst eine Grammatik zu entwerfen versuchte; stiftete
eine Menge neuer Bißthümer und Schulen, wo er
oft den Prüfungen, die Fleißigen ermunternd, die
Faulen, und wenn ihre Aeltern noch so vornehm wa-
ren, tadelnd, beiwohnte. Er selbst lernte spät noch
schreiben, umgab sich mit einer Art gelehrter Akade-
mie, ließ die alten Nationalgesänge seiner Völker und
7 *
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Extrahierte Personennamen: Tassilo_!l Tassilo Oestreich Leo_Hi Leo Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Meklenburgischen Roms Rom Europa Italien
147 —
denn Luther starb kurz vor dem schmalkaldtschen Kriege
am 18- Febr. 1546 im Orte seiner Geburt. Dagegen
war der edle Zwingli schon 1531 in einem Religions-
kriege der Eidgenossen untereinander eines schönen
Todes gestorben. —
Es konnte nicht fehlen, daß sich in jedem Staate,
wo die Reformation Eingang fand und herrschend wurde,
die frühern Verhältnisse fast gänzlich ändern mußten.
Der Landesfürst erhielt statt des Papstes die höchste
Gewalt in Kirchensachen; die vorhandenen reichen Erz-
bißthümer, Bißthümer, Abteien, Klöster, wurden
aufgelöset, und ihre Einkünfte meistens zu frommen
Zwecken, für Schulen, Universitäten u. s. w. angewen-
det; die Ungeheuern Summen, die sonst nach Rom
stoßen, blieben nun im Lande, dessen Fürst seine
Macht nicht mehr mit dem Papste thetlen durfte, und
in ein engeres Verhältniß mit seinem Volke trat. Zu-
gleich kam auch für die untern Stände höhere Bil-
dung, da sie dem Aberglauben entrissen, und größerer
Thätigkeit zugeführt wurden. Die Leibeigenschaft des
armen Bauern verschwand immer mehr. Die Wissen-
schaften gediehen um so besser, je mehr der Geist des
Protestantismus, ein Geist des freien Forschens und
des Kampfes mir der Unwissenheit war und ein Herr,
schen der Vernunft bezweckte. Für Deutschland beson-
ders wirkte noch die Reformation auf Ausbildung der
Sprache, auf's Entstehen einer Nationalerziehung und
Nationalliteratur.
Sehr schmerzlich aber mußte jener Abfall in vieler
Hinsicht der römischen Curie sein. Kein Wunder also,
daß sie auf Mittel sann, wettern Verlusten vorzu-
beugen, daß sie bleibende Gesandtschaften (Nunciaru-
ren) ft einer Anzahl Länder errichtete, und einen Or-
den sehr begünstigte, der sich die treueste Anhäng-
lichkeit an den Papst und den Kampf gegen die Ver-
nunft und gegen den Protestantismus vorschrieh Ums
Jahr 1534 stiftete ein schwärmerischer Spanier, I g n atz
von Lvjola (von Christus, wie vor gab, selbst
ermuntert, der ihn mit Satan zugleich in G>ssa!r
eines Werbeoffizters erschien!) die Gesellschaft
Jesu oder der Zesutten. Paul In. bestätigte den
10 *
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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g4
ten germanischen Völkern hatten die Gothen es zuerst
angenommen, denen die Franken, Burgunder und an-
dere sotten. Nur in Deutschland und bei den Slaven
kämpften die alten Nationalreligionen noch lange dage-
gen an, weil eö gewöhnlich als ein Mittel der Unter-
ípchuug betrachtet wurde, und in seinen Grundsätzen,
•tft seinem Priesterstande und dessen Vorrechten, in sei-
nen Mysterien, fremdartigen und unverständlichen Ge-
brauchen oft im grellsten Widerspruche mir dem bisher
geglaubten und beobachteten stand. Zwar hatte das
weitverbreitete und christlich gewordene Römerreich das
Ehristenthum schon den Barbaren bekannter gemacht,
aber freilich, als die Sraatsreligion eines verhaßten
Reiches, eben nicht empfohlen. Dafür ließen es sich
eine Anzahl Männer, wie Severiuus, Columbanus,
Kilianus, Gallus, Eorbinian, Eustatius, Ruprecht,
gbutbrorj^ und besonders der Angelsachse Winfried oder
Boniftciusstn verschiedenen Ge^stdnsdeutfchlands^und
'Uñscharssus^ bei den Dänen und Slaven, sehr angele-
gen sein, dasselbe immer weiter auszubreiten. Der
röm ische Bischof und die fränkischen Majordomen unter-
stützten Douifactus sehr; ersterer um auch von diesen
deutschen Völkern als erster Bischof der Christenheit,
anerkannt zu werden; letztere um darauf die völlige
politische Unterjochung zu gründen. So kamen zu den,
schon vorhandenen zahlreichen Bißthümern im ehemali-
gen Römerreiche (wie Trier, C-öln, Mainz. Spner.
Worms.^Strasburg u. f. w.) noch die von Würzbura,
Eichstädt, Buraburg, die Abtei Fulda, und unter Karl
dem Großen und seinen unmittelbaren Nachfolgern, Hs»
uabrück» Bremen, Verden, Paderborn^Halberstadt^
Hamburg, Auinsier hinzu; es eustanden Mönchs - und
^onnönaöster; und was das Ansehen der Geistlichen
bald sehr erhöhete, war, daß sie fast die einzigen In-
haber gelehrter Kenntnisse, oft auch nur des Lesens und
Schreibens (welche auch davon geistliche Künste hießen)
waren; am Hofe, und bei allen schriftlichen Geschäften
unentbehrlich wurden, und bald den höchsten Rang im
Staate eiunahmen. War es auch mit dieser gerühmten
Gelehrsamkeit nicht immer weit her; taufte auch einer
wohl in nomine patria, ima et spiníuajsanci
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Gallus Winfried Winfried Karl
dem_Großen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Columbanus Kilianus Gallus Eorbinian Eustatius Mainz Worms Buraburg Bremen Verden Hamburg
234
bessert' sind, daß sie jetzt als Richter für die andern
dienen. Jetzt beträgt daü britische Gouvernement Neue
südewales schost gegen 4000 □. M- und dag Ueber«
schneiten!'-t/er blauen Berge, 1815, hat die Entdeckung
schiffbarej-'Ströme und die Anlegung der neuen Colonie
Bathurst zchr Folge gehabt. Auch im benachbarten Van
Diemenslande sind schon- Colonien und ein neues Gour
verüemen't angelegt. Aber wie lange, fragt rnan mit
Recht am Schlüsse dieser Darstellung, kann der Euro-
päer durch seine Colonie» und seine Cultur die Herr-
schaft der Erde noch behaupten?-
'--tl- .nrr. - , ,iuc , ti’j'ii'.i w<;r)
■ -----——---------— - f .
Wirklich hatte die Cult u r in allen ihreü Bezie-
hungen seit'der Mitte des fiebenzehnken Jahrhunderts
Riesenfortschritke gemacht. Sie in allen Zweigen hier
verfolgen zu wollen, hießt einen neuen Knäuel an den
eben adgespvnntnen anknüpfen. Nur die hauptsächlich«
sten Momente also feien, und nur kurz, berührt. Zu
den llnternehmungen zur Ehre und Veredlung der
Menschheit im Ganzen gehört unstreitig die Ausbrei-
tung d e s C h r i st e n t h u m s. Die wichtigern Anstalten
dafür sind theiis Missionen, theilö Bi belgese li-
sch asren, die zum Theil einander in die Hände ar-
beiten. Schon 1622 entstand eine Congregation, und
l027 ein (lollegium de propaganda fide zu Rom
als Vorbereitungsanstalr für Miffionarien. 2luch die
Jesuiten hakten große Verdienste um die Ausbreitung
des römischen Katholizismus. Die ersten protestanti-
schen Missivuen gingen 1643' von England aus, wo
gleichfalls eine 'Propaganda entstand, worauf in Dä-
nemark 1705 eine gleiche für Tranguebar errichtet
wurde. Im Jahr 1?y4 trat in -England eine große
Miffionssocietät zusammen, vorzüglich für Südafrika
und Australien, wahrend die Katholischen aus Ehina,
Japan und Indien berechnet waren. Große Verdienste
haben in dieser Hinsicht auch Halle und Basel, früher
ober die Herrnhuter oder dir evangelische Brüderge-
meinde gehabt(aus Abkömmlingen der mährischen Brü-
der vom Grafen Zinsendorf 1722 in der Lausitz ge-
s! ist et und jetzt mir ihten Colonien fast über die
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Extrahierte Ortsnamen: Bathurst Rom England Australien Ehina Japan Indien Basel
-----V-N
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Götzen opferten; sie glaubten, wenn jemand eine solche
Eiche verletzte, so würde er vom Donnergott, dem sie
geheiligt war, mit Blitz erschlagen oder sonst getödtet
werden. Bonifacius aber legte selbst Hand an und hieb
sie mit seinen Gefährten nieder, so daß die Heiden dar-
über erstaunten, als sie sahen, daß ihm kein Leih wi-
derfuhr. Dieß trug nicht wenig dazu bey, daß viele
von ihnen zum Christenthum übergiengen. Er bat son-
derlich in Franken, Thüringen und in den Landern am
Rhein hinab das Evangelium gepredigt, die Haine der
Götzen zerstört, viele Kirchen und Klöster erbauen las-
sen, aber auch alle diese neuen Kirchen dem Pabst zu
Rom unterworfen. Er ward der erste Erzbischof zu
Maynz, und endlich von den Friesen gemartert im
Jahr 754. Die Gemeinden, Abteyen und Bislhümer,
die um jene Zeit errichtet wurden, waren Erfurt, Re-
gcnsburg, Wirzburg, Salzburg, Eichstadt, Fulda, Speyer
und andere, (Das Bambergische Bisthum ward erst vom
Kaiser Heinrich dem Heiligen gestiftet, im Anfänge des
uten Jahrhunderts). Mittelst der Geistlichkeit und
des Unterrichts, welcher durch sie den Heiden ertheilt
ward, wurden die Deutschen immer gesitteter; sie vcr-
lobren ihre Wildheit, die so groß war, daß sie Pferde-
fleisch affen, und ihren Götzen sogar Menschen opferten,
i2) In den gestifteten Klöstern sieng man nun
auch an, Bücher abzuschreiben, und nach und nach den
Grund zur Ausbreitung der Gelehrsamkeit zu legen;
auch wurden viele heilsame Anordnungen und Einrich-
tungen in weltlichen Dingen gemacht, sonderlich seit
dem Jahre 820 nach Christi Geburt.
Am allermeisten bat zur Besserung der Franken
und deutschen Völker beygetragen Kar! der Große, der,
nach
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rom Erfurt Wirzburg Salzburg Fulda Speyer Christi